Data Kiosk gewinnt Lighthouse Award für unterhaltsamen Zugang zu offenen Daten

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01. Juli 2024
Der NFS Automation hat den Lighthouse Award des SNF in der Kategorie Open Science für seinen Data Kiosk gewonnen, eine App, die einen einfachen, attraktiven und zentralisierten Zugang zu öffentlichen Daten bietet.
Screenshot of the Data Kiosk app, showing charts alongside a map
Data Kiosk ist übersichtlich und leicht zu interpretieren.
Teilnehmende
Die Arbeit des NFS Automation mit ihrem starken Fokus auf die methodische Entwicklung ist von Natur aus mathematisch zentriert. Das Risiko dieses Ansatzes besteht darin, dass er manchmal recht weit von der Realität in der Praxis entfernt ist, denn eine der Hauptkomponenten der Automation sind Daten, echte Daten, die Informationen über den Zustand eines Systems vor Ort liefern.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Schweizer Wissenschaftler die Daten, die sie in internationalen Datenbanken finden, zur Simulation des von ihnen entwickelten neuen Automatisierungssystems verwenden. Diese Daten spiegeln jedoch nicht immer die lokale Realität wider, die sich aus den Besonderheiten unserer Alpengebiete ergibt, wie zum Beispiel Sonnenschein, Temperatur oder Luftdruck. Dies kann zu Verzerrungen führen, insbesondere im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien.

"In der Schweiz gibt es einige gute offene Datenbanken, wie zum Beispiel die des Bundesamts für Energie", sagt Benjamin Sawicki, Koordinator für Wissens- und Technologietransfer beim NCCR Automation. "Aber die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen nicht, wo sie diese finden können, zumal sie oft über die ganze Schweiz verstreut sind." Um diese Lücke zu schliessen, hat er die Idee des Data Kiosk entwickelt.

Eine Idee, die Wirklichkeit wird

Die Idee des Datenkiosks wurde als Scherz lanciert, gewann aber schnell an Dynamik. Während eines Hackathons über offene Daten kam er auf die Idee, diese Informationen in einer Touchscreen-App zu zentralisieren. Nach einem Treffen zwischen Studenten und Industriellen, um die Machbarkeit und das Interesse an seiner Idee zu prüfen, versuchte er erfolglos, eine Finanzierung von Innosuisse zu erhalten, um sie zu verwirklichen. Trotz dieses Rückschlags ging sein kreativer Impuls weiter und er arbeitete mit einem Computerentwicklungsspezialisten der ZHAW zusammen, um eine Anwendung zu erstellen, die die in der Schweiz verfügbaren Daten lokalisiert und visualisiert.

Das Ergebnis ist der Prototyp des Datenkiosks: eine Anwendung, die es den Nutzern erlaubt, in Schweizer Regionen hineinzuzoomen und Fragen zu bestimmten Themen zu stellen. So können sie zum Beispiel nach dem Zustand der Isolierung von Hausdächern fragen, nach deren Fläche, danach, welche Dächer mit Sonnenkollektoren ausgestattet sind, oder danach, wer die größte Dachfläche hat. Auf diese Weise erhalten sie auf unterhaltsame Weise präzise und praktische Antworten. "Mit dieser Art von Zugangstool kann man Schweizer Daten leicht zugänglich machen", erklärt Benjamin.

Benjamin Sawicki hat seinen Data Kiosk speziell auf Daten aus den für den NFS Automation wichtigen Bereichen Energie und Mobilität ausgerichtet. Dank einer einzigen Plattform sind die Daten für alle Beteiligten - Wissenschaftler, Industrielle, Politiker und sogar für die breite Öffentlichkeit - leichter zugänglich. So können die Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise feststellen, welche Region sich am besten für Solarenergie eignet oder wie viele Kilometer sie je nach Wetterlage mit ihrem Elektrofahrrad zurücklegen können, das von einem auf dem Dach eines bestimmten Hauses installierten Solarpanel angetrieben wird.

Für diesen Prototyp hat der Data Kiosk offene Daten von nur vier Gemeinden im Kanton Aargau integriert, die sich ein grosses gemeinsames Industriegebiet teilen, die Industriezone Sisslerfeld, in der der NFS Automation Technologietransferprojekte durchführt. Um das Konzept zu testen, wurden ein Computer und ein Touchscreen ins Sisslerfeld gebracht. Das Ergebnis: Der Data Kiosk wurde von allen, die ihn ausprobiert haben, auch in seinem jetzigen Prototypzustand angenommen.

Künftiger Einsatz in der ganzen Schweiz?

Der NFS Automation hat ehrgeizige Ziele für den Data Kiosk. Zum einen wurde die Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern kontaktiert, um das Design und die Ergonomie des Prototyps zu verbessern, damit er zu einer benutzerfreundlichen und attraktiven Anwendung wird. Ausserdem will Benjamin "die Plattform auf weitere Schweizer Daten und Regionen ausweiten". Das Projekt soll so zum Massstab für die Nutzung offener Daten zu Energie und Mobilität in der Schweiz werden, den Zugang vereinfachen und fundierte Entscheidungen auf der Grundlage zuverlässiger Daten ermöglichen.

Benjamin unterstreicht auch die Bedeutung der Kommunikation zwischen Gesellschaft und akademischer Forschung: "Wir müssen mit so vielen Menschen wie möglich reden und ihnen die Dinge erklären." Der Datenkiosk trägt zu diesem Ziel bei.

Für den SNF bedeutet die Möglichkeit, Daten zu zentralisieren und zugänglich zu machen, einen grossen Schritt vorwärts in der Verwaltung und Verbreitung von offenen Daten in der Schweiz. Der Leuchtturmpreis wird in Anerkennung des transformativen Forschungspotenzials des Projekts sowie seiner möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft verliehen.


Artikel von Yann Bernardinelli.