"Zuverlässige Automatisierung erfordert die Berücksichtigung von Unsicherheit"

NFS Automation: Mahsa, erzähl uns, wie Du den Weg zum NFS Automation gefunden hast!
Mahsa Rahimi-Siegrist: In meinem Bachelor-Studium habe ich Computertechnik studiert, um Software zu entwickeln. In einem meiner Kurse riet ein Professor uns (als Computeringenieure), unser Wissen auf reale Probleme anzuwenden, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu haben und unsere Fähigkeiten zum Nutzen der Menschen einzusetzen. Deshalb habe ich meinen Master-Abschluss im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen gemacht. Während meines Masterstudiums schrieb ich eine Arbeit, die auf der Produktionswirtschaftskonferenz in Österreich angenommen wurde. Dort wurde mir klar, dass ich sehr gerne in einem internationalen akademischen Umfeld arbeiten und gleichzeitig meine technisch-sozialen Projekte entwickeln und aufbauen möchte. Deshalb habe ich mich für eine Promotion entschieden.
Worum geht es bei Deinem Projekt?
Ich arbeite an der Verbesserung der Information von Fahrgästen im öffentlichen Verkehr während einer Störung. Dazu modelliere und quantifiziere ich die Auswirkungen von Informationen auf das Verhalten von Fahrgästen in einem öffentlichen Verkehrsnetz in einem solchen Fall. Dies ermöglicht es mir, Informationen als Regelungsinstrument einzusetzen. Auf der Grundlage meiner Erkenntnisse implementiere und entwickle ich Multi-Agenten-Mikrosimulationsmodule, um komplexe reale Szenarien zu simulieren. Je nach Szenario, erhalten Fahrgäste Informationen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten. Ich glaube, dass der Ansatz attraktiv ist, da er keine massiven Infrastrukturkosten verursacht.

Was bedeutet das genau?
Normalerweise merkt man erst an der Haltestelle, dass eine Störung vorliegt, wenn man die Durchsage hört oder die Störmeldung sieht. Was aber, wenn die Fahrgäste sofort nach einer Störung informiert werden? Ich untersuche den Unterschied in der Verspätung, die die Fahrgäste in diesen beiden Fällen erleben. Interessanterweise ist das Ergebnis nicht immer offensichtlich und hängt von der Perspektive ab. Für einen einzelnen Fahrgast ist es von Vorteil, wenn die Informationen so schnell wie möglich zur Verfügung stehen. Wenn jedoch viele Fahrgäste von ihrer gewohnten Route A auf eine Alternativroute B ausweichen, verursachen sie Überlastungen auf der Route B. Dies führt zu Verspätungen für die Fahrgäste, die routinemässig die Route B nutzen. Mit anderen Worten: Es besteht ein Kompromiss zwischen der frühzeitigen Verfügbarkeit von Informationen über Störungen und der allgemeinen Kundenzufriedenheit.
Wie würdest Du Deine Arbeit in den NFS Automation einordnen?
Ein wichtiger Aspekt ist meiner Meinung nach die Unsicherheit. Mein Projekt zeigt Unsicherheiten über die Auswirkungen von Informationen auf. Wie bei den Fahrgästen ist die Idee, dass etwas, das aus der Perspektive des Einzelnen vorteilhaft erscheint, für das System als Ganzes nachteilig sein kann, auf viele Bereiche der Automatisierung übertragbar. Damit die Automatisierung verlässlich ist, müssen wir uns damit auseinandersetzen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Aufbau einer intelligenten Stadt, wie sie der NFS im Rahmen seines Moonshot-Projekts plant.
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